Nein zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren (No-Billag-Initiative)
Darum sage ich Nein zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren (No-Billag-Initiative).
Vielleicht sind Sie so sportbegeistert wie ich. Dann haben Sie womöglich auch das EM-Fussballspiel Schweiz-Frankreich auf SRF 2 geschaut. Einer der über eine Million Zuschauer war unser damals knapp dreijähriger Sohn Max. Seither ist er grosser Schweizer-Nati-Fan und trägt am liebsten Tag und Nacht das Schweizer-Nati-Shirt. Vielleicht sind Sie auch politik- und informationsinteressiert – könnte ja sein, wenn Sie mir hier jetzt zuhören. Dann hören Sie womöglich regelmässig das “Echo der Zeit” oder “Radio SRF 4 News”, oder Sie schauen die “Tagesschau”, den “Kassensturz” oder die “Rundschau”. Vielleicht sind Sie auch kulturinteressiert und schauen sich hin und wieder im Schweizer Fernsehen oder auch zeitversetzt auf dem i-Pad einen DOK-Film an, zum Beispiel den über Bernhard Russi, oder eine Sendung der DOK-Serie “Auf und davon”. Vielleicht geniessen Sie auch das Unterhaltungsprogramm “SRF bi de Lüt” oder “Happy Day”. Oder Sie haben den Schweizer Film “Gotthard” gesehen oder schauen die Eigenproduktion “Der Bestatter”, die übrigens in meinem Heimatkanton, dem Kanton Aargau, produziert wird.
Ich könnte stundenlang so weiterfahren und verschiedene Interessengruppen ansprechen. Irgendwann würden Sie sich sicher finden – oder Sie haben sich vielleicht schon gefunden. Was ich mit diesen Beispielen aufzeigen will: Die SRG ist Teil unseres Alltags. Sie ist nicht irgendein Unternehmen, sondern ein wichtiger Bestandteil unserer Schweizer Identität. Ein Ja zur No-Billag-Initiative oder zum Gegenvorschlag würde diesen Teil der Schweizer Identität zerstören.
Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Digitalisierung, Automatisierung, Vernetzung und Globalisierung sind die Auslöser dieses Umbruchs. Alle Bereiche sind davon betroffen, natürlich auch die Wirtschaft, unsere Demokratie und nicht zuletzt die Medienwelt. Mitten in diese Umbruchphase schlittert nun die Volksinitiative zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren, die No-Billag-Initiative. Der eine oder die andere denkt vielleicht, Abschaffung von Gebühren töne noch gut. Aber gerade das, was so harmlos tönt, ist, wenn es umgesetzt wird, für unser Land verheerend. Gerade in wilden Umbruchzeiten braucht unsere Demokratie eine starke Informationsinfrastruktur. Damit meine ich starke, unabhängige und vielfältige öffentliche und private Medien in guter Qualität. Die Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren würde die Schweizer Medienwelt als Ganzes stark schwächen, natürlich vor allem die SRG. Sie könnte zum Beispiel ihre Kohäsionsfunktion für unser Land nicht mehr wahrnehmen. Damit meine ich die Förderung des gegenseitigen Verständnisses für die Vielfalt in unserem Land.
Tausende von regionalwirtschaftlich wichtigen Arbeitsplätzen wären gefährdet, nicht nur in den Randregionen. Nicht nur Medienschaffende, auch Film-, Kultur- und Kunstschaffende wären betroffen, und nicht zu vergessen sind die 34 weiteren konzessionierten Radio- und Fernsehstationen.
Die No-Billag-Initiative ist ein Frontalangriff auf unsere direkte Demokratie. Denn diese braucht zwingend eine freie und kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Gesellschaft. Aber nicht nur für unsere Demokratie ist diese Initiative schlecht, auch für jeden Einzelnen würde sich nur scheinbar eine finanzielle Entlastung ergeben. Nehmen wir doch wieder das Thema Sport als Beispiel, da ich selber sportbegeistert bin. Die SRG deckt in ihrem Programm regelmässig über hundert Sportarten ab. Sie dreht Reportagen über Schweizer Athletinnen und Teams, überträgt nationale Sportveranstaltungen in drei Sprachen und bietet bei internationalen Sportveranstaltungen einen Schweizer Fokus. Auch trägt sie zur Förderung des Breitensports bei und bietet Randsportarten eine Bühne. Würde die SRG abgeschafft, würden nur noch die populären Sportarten übertragen, und das zu sehr hohen Kosten. Heute bezahle ich 450 Franken Billag-Gebühr pro Jahr. Zum Vergleich: Eine komplette Ladung Live-Sport im Pay-TV kostet 2900 Franken, also sechsmal so viel. Würde die SRG als kostenloses Konkurrenzprodukt abgeschafft, würden diese Preise tendenziell sogar noch steigen.
Zum Schluss eine kleine Anekdote von unserem Sohn Max zur Identitätsfunktion der SRG: Vielleicht haben Sie im Februar auch den WM-Abfahrtssieg von Beat Feuz live mitverfolgt. Mein damals dreijähriger Sohn hat am Nachmittag auf dem Skilift zu mir aufgeschaut und gesagt: “Ich heisse Max Aaron Beat Feuz Fricker.” Ich habe laut gelacht und ihn umarmt.