Die Klimaerwärmung trifft die Schweiz hart. Haben Sie gewusst, dass die Milchleistung von Kühen bei hoher Luftfeuchtigkeit und steigenden Temperaturen abnimmt und sich dabei auch die Milchqualität verändert? Genau das haben zwei Forscher der Forschungsanstalt Agroscope gezeigt. Es gibt sie zu Hunderten, solche Auswirkungen der Klimaerwärmung, die einem nicht gerade ins Auge springen.

Bekannter ist, dass unsere Wasserspeicher, die Gletscher, schwinden – bis sie verschwunden sind; dass die Schneefallgrenze steigt und dadurch der Wintertourismus Probleme hat; dass die Permafrostgrenze ebenfalls steigt, die entsprechenden Bauten wackeln und die Erde rutscht; Steinschläge und Felsstürze werden häufiger. Es gibt auch mehr Tigermücken, diese verbreiten gefährliche Viren und Fieber. Unwetter führen zu Hochwasser und Erdrutschen. Man erinnert sich an den Sommer 2014, als ein Zug der Rhätischen Bahn auf einen Erdrutsch auffuhr und entgleiste. Trockenperioden machen der Landwirtschaft zu schaffen; Wasser und Futter fehlen und müssen teuer eingekauft werden. Ernten fallen ganz oder teilweise aus. Hitzewellen werden häufiger. Unsere Kaltwasserfische verenden in den zu warmen Gewässern.

Aber auch der Mensch leidet. So forderte der Hitzesommer 2003, die Frau Bundespräsidentin hat es schon gesagt, rund tausend Tote und erhöhte die Sterblichkeit um rund 7 Prozent. Ja, der Klimawandel, die Klimaerwärmung trifft die Schweiz hart. Denn die Temperatur hat in der Schweiz doppelt so stark zugenommen wie im weltweiten Durchschnitt. Wenn es uns also gelingt, wie im Pariser Klimaübereinkommen verlangt wird, die globale Temperatursteigerung auf 2 Grad zu beschränken, dann heisst das für die Schweiz immer noch 4 Grad.

Es ist ernst, die Schweiz muss zusammen mit der Staatengemeinschaft konsequent handeln. Was heisst das? Für die Schweiz heisst das mindestens 60 Prozent und nicht 50 Prozent Reduktion der Klimagasemissionen bis 2030. Zu diesem Schluss kommt die Klima-Allianz Schweiz, der 66 Organisationen angehören, in ihrem Klima-Masterplan Schweiz. Nur mit einer Reduktion um 60 Prozent haben wir die Chance, die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius zu stabilisieren. Es ist das einzig Richtige, und die gute Botschaft ist, dass es möglich ist. Die Klima-Allianz schreibt dazu: “Das Ziel einer Treibhausgasreduktion um 60 Prozent bis 2030 ist erreichbar, wenn die vorgeschlagenen Massnahmen rasch und konsequent umgesetzt werden.” Die Schweiz würde damit ihrer internationalen Verantwortung und ihrem guten Ruf als innovatives Land gerecht werden.

Mir ist schon klar, dass wir hier keine Nägel mit Köpfen machen, sondern die Debatte um konkrete Massnahmen auf die Diskussion zum CO2-Gesetz verschieben. Aber das Zeichen – das Zeichen -, das wir heute an unsere 195 Partnerländer und an unsere Wirtschaft senden, ist wichtig. 133 Länder haben das Übereinkommen von Paris schon ratifiziert. Es ist an der Zeit, dass wir das auch tun.

Die Reduktion um 60 Prozent wäre eigentlich das einzig Richtige, und zwar aus Sicht der Wissenschaft, aus Sicht meiner Partei und im Interesse aller Menschen in unserem Land, denen ein stabiles Klima und der Kampf gegen Extremereignisse am Herzen liegen. Um strategische Abstimmungen zu verhindern und einer Kompromisslösung Platz zu machen, ziehe ich jedoch meinen Antrag sehr schweren Herzens zurück.

Das ändert nichts an meinen Aussagen. Die Klimaerwärmung trifft uns hart, wir sollten die Emmissionen um 60 Prozent reduzieren, 50 Prozent sind deshalb das absolute Minimum. Ich weiss wie Sie auch, dass die Politik keine Wissenschaft ist, sondern eine Kunst – die Kunst des Möglichen. Dass politisch allerdings das unmöglich ist, was wirtschaftlich und technisch möglich ist und aus Sicht der Wissenschaft notwendig wäre, stellt der Weitsicht und dem Verantwortungsbewusstsein einer Mehrheit unseres Parlamentes kein tolles Zeugnis aus.

Noch etwas möchte ich aber zu bedenken geben: Die Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen der verschiedenen Länder sind zurzeit ungenügend, um die Erwärmung des Planeten auf 2 Grad Celsius zu begrenzen.

Lehnen Sie also wenigstens den Minderheitsantrag I (Schilliger), der eine Reduktion von nur 40 Prozent fordert, unbedingt ab! Wir wären das weltweit allererste Land, das bei den definitiven Zielen einen Schritt hinter das provisorisch eingereichte Ziel machen würde. Dies wäre eben nicht zuverlässig, es wäre entgegen dem internationalen Trend und im Widerspruch zur internationalen Position der Schweiz als innovatives und zuverlässiges Land.