(Es gilt das gesprochene Wort)

Liebi Chind, liebi Fraue ond Manne
Liebe Gemeindröt ond soschtigi wechtige Mönsche in Lengnau

Ich danke em Franz Bertschi herzlech für d’Iladig ond froie mech, dass ich Ihne höt es paar Gedanke zom 1. Auguscht döff met of de wäg geh.

Mer mached jedes Johr e 1.-August-Wanderig mit Frönde ond Familie. Das Johr esch sie e chli chliner usgfalle, well mini geliebti Frau em 9. Monet schwanger esch ond do legged kei grossi Spröng me denne. Aber trotzdem hämme d‘Schönheit vom Surbthal zwösche Endige ond Lengnau döffe gnüsse.

Die einte oder andere händ sech vellecht gfroged, werom chond das Johr de Fricker zo ois cho rede. Das het natürli en Grond. Ich be schon set öber 10 Johr immer weder e de Interaktion met oichere schöne aktive Gmeind. So zäge „zäme of Trab“.

2005 han ich als frösche ETH-Abgänger am Institut för nachhaltigi Entwicklig es Forschigsprojekt gstartet. S’Thema het gheisse „Nachhaltigkeitsorientierti Gmeindsführig“. Be de Recherche ben ich of es 232-siitigs Buech gstosse, met folgendem Titel: „Kommunalpolitik – die reizvolle Herausforderung – Ein praxisorientierter Leitfaden und ein nützliches Nachschlagwerk für die politische Alltagsarbeit in der Gemeinde.“ Autor: Sie döffed drümol rote…

Genau Ihre Ehrebürger Kurt Schmid, 27 Johr lange Gmeindamme ond aktuelle Präsident vom Aargauische Gewerbeverband.

Ich ha dänkt: De Gmeindamme ond sini Gmeind hätt ich gärn e mim Forschigsprojekt. Ond do drus es en langi Zämearbet ond es Vertrouensverhältnis entstande. So han ich döffe bem aktuelle Leitbild vo de Gmeind metschaffe ond am 30. Auguscht hämer die nächscht Wiiterbeldig met de Gmeinsverwaltig.

E dene 10 Johr esch natürli ned nome „Lengnau immer auf Trab“ gsi, sondern au ich ha mech wiiterentweckled. Ich ha ghürote, e bald 5 köpfigi Familie gröndet, ha zwöschedore in Chicago ond Amsterdam gläbt ond be s’letzsche Johr in Nationalrot gwählt worde: Öbrigens au Dank 121 Stimme os Lengnau – am meischte Stimme vo allne Gmeinde im schöne Zorzibiet – härzleche Dank.

Ond e minere Fonktion als Nationalrot ben ich höt jo au do als Feschtredner för di hötigi Fiir.

Be de Vorbereitige han ich mehr Gedanke gmacht, was ich denn Ihne för en Mehrwärt chönti brenge – si schänked mer jo 15 Minute vo ehrere Läbeszyt.

  • D’Wält erchläre chas seche ned sie, die meischte vo Ihne hände jo meh Läbeserfahrig als ich.
  • Vellecht s’aktuelle politische ond wertschaftleche Gschehe kommentiere ond d’Schwiiz i DE Kontegscht stelle. So zäge „die Lage der Nation“. Jo das fendi eigentli ned so en schlächtig Idee hani dänkt. Aber nacheme Wiili han i de Gedanke verworfe, well, Fehrnseh luege, Radio lose ond Zitige läse chöned jo alli selber.
  • Denn han ich mech gfrogt, was mech eigentlich einzigartig macht a dem Obe vom 1. Auguscht in Lengnau. Aso met a Secherheit gränzende Worschindlechkeit ben ich de einzig frösch gwälti Nationalrot e dere Rondi. Jo ond? Jo das esch es Privileg – han i mer gseit – du hesch dorom e ganz e spezielli Perspektive of d’Schwiiz. Als noie Nationalrot falled der au no vell Sache uf im Bondehuus, wo för anderi scho Alltag esch, wo säbverständlech dazue ghöred.

Was esch denn so speziell in Bern? Was esch andersch als im Parlament in Aarau und in Bade? Was esch typisch Schwiiz? Ond tatsächlech esch mer sofort öpis in Sinn cho: De Omgang met de Minderheite, dasch typisch schwiizerisch. D‘Mehrheite ond d’Minderheite wächselt in Bern ständig ab. Jede esch emol e de Mehrheit ond denn weder e de Minderheit. Dorom esch de Respäkt vor de Interesse vo de Minderheite, au be de Mehrheit in Bundesbärn ständig spürbar. Das ghört zo oisere politische Kultur.

Natürli geht’s au Ussnahme: Zom Bispel esch mer als Dütschschwiizer emmer e de Mehrheit. Ond das macht au e chli träg. Wärend mini Welsche Kolleginne flissig Dütsch üebed, längts mer wenn ich Französisch verstoh. Wenn mer öper wott si en Bärn, denn muess mer secher Dütsch chönne. Natürli esch es no besser wenn mer Französisch ond Italienisch au cha, aber es esch ned Matchentscheidend.

Zrog zo de wächselnde Mehr- ond Minderheite. Das het natürli met oisem System ztue. Sie kenned das jo als Stimmbürgerin ond Stimmbürger au: Mer stemmed vier mol pro Johr öber Initiative ond Referede ab. Be de letschte Abstimmig im Juni hämer 5 Eidgenössischi ond 3 Kantonali Vorlage gha. Do esch praktisch niemerd emmer be de Sieger ond niemerd emmer be de Verlürer.

Mache mer doch emol de Tescht be de letztsche eidgenössische Abstimmig vom 5. Juni. Es nimmt mech wonder, öb mer do in Lengnau öper händ, wo be allne 5 Abstimmige met de Mehrheit oder be allen 5 Abstemmige met de Minderheit gstomme het: Dodezue rüef ich Ihne die 5 eidgenössische Vorlage nomol in erennerig:

  1. S’bedengigslose Grondiikomme esch abgeleht worde. Do be de Mehrheit zsi esch jo no eifach: öber 80% händ s’Bedengigslose Grondiikomme im Kanton Aargau abglehnt.
  2. D’Milchchue-Initative abgelehnt, sie het welle 100% vom de Mineralölstüür för de Strossebau verwände.
  3. D’Pro Service Public-Initative abglehnt. Sie het welle die unternehmerische Freiheit von SBB, Swisscom und Post reduziere.
  4. S’Fortpflanzigsmedizingesetz esch aagnoh worde, do esch es drom gange, dass Embryone, wo künschtlech befrochtet worde sind, unter strenge Vorussetzige döfet genetisch ondersuecht wärde.
  5. ond s’noie Asylgesetz agnoh?

Gehts öper wo be allne 5 Vorlage verlohre het? Oder öper, wo alli 5 Vorlage gwonne het?

Wie oises chline Experiment zeigt het, send praktisch alli emol e de Mehrheit ond denn weder e de Minderheit. Ond genau das Erläbnis prägt die politischi Kultur e de Schwyz. Das erläb ich tagtäglech im Nationalrot, wo jo met harte Bandage gfighted wird. Niemerd gwönnt immer ond niemerd verlüürt emmer.

Das führt zomene gägesiitige Verständnis ond zor Beröcksechtigong vo de Interesse vo de Minderheite.

Ond genau das gefällt mir an der Schweiz: Mer kämpfed politisch hart e de Sach, aber d‘Gwönner wärdet ned öberheblech – met es paar wenige Ussnahme. Em Gägeteil, es ghört zo de Schwyz, dass be de Omsetzig vomene Entscheid die onderlägnig Siite au beröcksechtigt wird. Eis gekannts Biispel esch d’Zoitwohnigsinitative, wo e de Bergkantön jo sehr moderat omgesetz wird.

Ich persönlech be öberzoge, dass d’Beröcksechtigong vo de Minderheite s’eigentleche Erfolgrezäpt vo de Schwyz esch. D’Schwyz macht kein grossi Spröng, kein „Hüsch ond Hot“-Politik, ned eimol i das ond denn weder i deses Extrem. Regierige wärdet be ois ned als gsamts Abgwählt, wie das zom Biispel in Frankriich hüfig de Fall esch.

Natürli goht dorom d’Entwecklig e jedem Thema gwösse Mönsche z’langsam. So för mech als grüne Nationalrot zom Biispel be de digitale Bildig, Energieweändi und be de Entwicklig rechtig Grüni Chreislaufwirtschaft. Ich dänke do amigs: „Ahhh – d’Schwyz verschloft do en resigi wirtschaftlechi Chance“. Aber zo de Grüne Chreislaufwirtschaft ond de Energiewändi hämmer jo e dem Herbscht zwoi wechtig Abstemmige ond ich hoffe, dass d’Bevökerig do d’Weiche in en zuekonftsfähigi Rechtig stellt.

D’Schwyz macht also dank de Beröcksichtigong vo erne Minderheite kei grossi Spröng, aber sie entwicklet sech dor ehres politische System stehtig in en zuekonftsfähigi Rechtig.

Ond s’gliiche chamer au vo oichere schöne Gmeind Lengnau behaupte. Segs met em Projekt Doppeltüre, de Perspektive Subtal oder em Energiestadtlabel – Lengnau entwicklet sech „nachhaltig i d’Zoekonft“, wies em noie Leitbild so schön heisst.

Ich hoffe, dass die Entwicklig so wiiter goht ond ich au s’eint oder andere Mosaiksteindli dazu cha biträge. Stosse mer doch zäme aa of es nachhaltigs Lengnau ond vor allem of de 725. Geburtstag vo de Schwyz – Alles Gueti zom Gebortstag, liebi Schwyz!

1.August2016